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Im Gegensatz zu seinem Geschwister turnte Philipp schon sehr früh auf dem Kirchendach herum und avancierte schnell zum Publikumsliebling. Mamas Liebling war er wohl nicht, denn Philipp war ziemlich ausgehungert. An seinem letzten Tag auf der Elisabethkirche suchte er sogar bei vollem Tageslicht die Dachrinnen hektisch nach Futter ab und schnappte nach jedem Fluginsekt.

Junguhu “Philipp” am 8.7.2013 - als ob ihm die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben wäre ... hier konnte er nicht bleiben. Am frühen Morgen des 9.7.2013 fand man ihn unverletzt an der Deutschhausstraße. Ein Wiederhochsetzen kam nicht in Frage. Ebensowenig eine Umsetzung auf die Bibliotheks-Baustelle oder den Kirchberg - die Mutter hätte ihn wohl auch hier nicht versorgt. Bei 1.250 g Körpergewicht befand er sich einige 100 g unter dem Soll, er fühlte sich abgemagert an. Also wurde er in eine Kiste verfrachtet und zu einer Betreuungsstation in Oberweidbach gebracht. Weitere Fotos von Philipp >>

Philipp am 2.7.2013:

Philipp war der deutlich aktivere der beiden Uhus auf dem Langschiff der Marburger Elisabethkirche - 2.7.2013

Fotos des “zweiten” Junguhu vom 4. - 6.7.2013:

Der zweite Junguhu verharrte in ca. 50 m Höhe und bewegte sich nicht viel.

Der zweite Junguhu, der ursprünglich für älter gehalten wurde, stand von Anfang an im Schatten des Publikumslieblings “Philipp”.  Er hat nur sehr kleine Ortsveränderungen vorgenommen. Hielt sich zunächst gute zwei Wochen hinter der obersten Balustrade unterhalb des Nistkastens auf. Dann flog er eine Etage tiefer auf einen Vorsprung am Nordturm, wo er nur schwer zu sehen war. Im Gegensatz zum Bruder, der in den unteren Regionen der Kirche fotogen herumturnte, verharrte der zweite Junguhu fast bewegungslos hoch oben im Kirchengemäuer. Am 7.7.2013 segelte er ein paar Meter tiefer an eine uneinsehbare Stelle und war fortan nur noch akustisch zu orten. 4.7-6.7.2013. Weitere Fotos des “zweiten” Junguhus >>

Fotos der Junguhus im Nistkasten vom 15.6.2013:

Der jüngere der beiden Junguhus im Wanderfalkenkasten der Marburger Elisabethkirche - 15.6.2013

Der ältere, zunächst deutlich hellere, der beiden Junguhus im Wanderfalkenkasten der Marburger Elisabethkirche - 15.6.2013

Ein Junguhu und das Uhuweibchen beobachten Krähen im Anflug - 15.6.2013. Die Fotos ließen sich nur aus einigen 100 m Entfernung mittels Digiscopie aus einer Dachwohnung heraus machen.

Lage des Wanderfalkenkastens im Südturm der Elisabethkirche.

Uhu - Eagle Owl
Bubo bubo  (Familie Eulen)

Nachdem im Jahr 2008 eine begonnene Uhubrut im Südturm der Elisabethkirche abgebrochen wurde, kam es 2013 zu einem erneuten Versuch. Zur großen Überraschung hatten sich die Uhus dieses Mal in einem von der NABU Ortsgruppe Marburg installierten Wanderfalkenkasten in ca. 60 m Höhe im Südturm der Elisabethkirche eingenistet. Mitte Mai wurden zwei Jungtiere ausgebrütet.

Uhus werden nach ca. 10 Wochen voll flugtauglich und danach bis zu 10 weitere Wochen von den Elterntieren geführt. Wie sich die konkreten Phasen ausgestalten, hängt sehr von den Umständen des Brutortes ab. Auf der Elisabethkirche ist der erste der beiden Uhus am 9.7.2013 im Alter von ca. 8 Wochen erwartungsgemäß ausgeflogen. Er ist in der näheren Umgebung der Elisabethkirche sicher gelandet. Die Umstände (Entwicklungsstand, Landeort, Ernährungszustand) sprachen dafür, den Junguhu zur weiteren Aufzucht in eine Betreuungsstation zu bringen. >>

Uhus sind in Hessen überwiegend Felsbrüter und haben im Landkreis Marburg-Biedenkopf mittlerweile nahezu jeden Steinbruch besiedelt. Möglicherweise führt die erhöhte Bestandsdichte dazu, daß zunehmend Gebäudebruten in Städten gemeldet werden. Aktuell werden Kirchenbruten z.B. in Osnabrück, Celle und Oppenheim berichtet, wobei die Marburger Elisabethkirche mit ihrer innerstädtischen, stark bebauten und verkehrsreichen Lage noch einmal einen besonderen Fall darstellt.

Empfehlenswerte Literatur:
Online: Wolfgang Scherzinger, “Die Jugendentwicklung des Uhus ...”, pdf-Datei >>
Standardwerk: Theodor Mebs, Wolfgang Scherzinger, “Die Eulen Europas. Biologie, Kennzeichen, Bestände”.
 

1. Brutversuch der Uhus auf der Elisabethkirche 2008 >>

Weitere Eulen: Schleiereule, Steinkauz, Sumpfohreule, Waldkauz, Waldohreule